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Das alteste Poznań

Die von der Warthe und ihrem Zufluss Cybina umsäumteDominsel eignete sich sehr gut für Abwehrzwecke, so entstand die hiesige Siedlung bereits im 9. Jahrhundert. Sie entwickelte sich sehr schnell und wurde zu einem der wichtigsten Machtzentren der Piasten, der ersten Herrscher Polens. Mitte des 10. Jahrhunderts ließ Fürst Mieszko I. die Burgstadt mit mächtigen Wällen umsäumen. Die weitere Entwicklung der Stadt war eng mit dem Übergang zum Christentum verknüpft (966). Auf dem Burggelände entstand das fürstliche Pallatium mit der Marien-Kapelle und zwei Jahre später das erste polnische Bistum. Errichtet wurde auch der erste Dom.

1038 wurde die Burgstand während des Angriffes des tschechischen Herzogs Bretislaw zerstört. Sie wurde zwar wiederaufgebaut, jedoch war sie keine Hauptstadt mehr und fungierte seitdem ausschließlich als Residenz der großpolnischen Fürsten. Die Hauptstadt wurde nach Krakau verlegt. Mitte des 13. Jahrhunderts, als Fürst Przemysł entschied, dass die Stadt am linken Ufer der Warthe angelegt wird, ging die Dominsel in das Eigentum der Poznańer Bischöfe über. Die historische Anlage der Dominsel blieb bis in die Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts erhalten, bis sie von der neuen Verkehrsstraße - der heutigen Strasse des Primas Stefan Wyszyński durchschnitten wurde.

 

Wichtigstes Bauwerk auf der Dominsel ist die Basilika der Erzkathedrale Peter und Paul 1. Von dem hohen Rang der Kathedrale zeugt die Tatsache, dass dort drei Könige und fünf Fürsten aus der ältesten polnischen Dynastie der Piasten bestattet wurden, angefangen mit Mieszko I. und Bolesław Chrobry. Der erste, 968 gebaute, Dom wurde mehrmals Opfer von Naturkatastrophen und Kriegen, woraufhin sich seine architektonische Form änderte. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt er seine gotische Form zurück, obzwar im Inneren auch Spuren der Renaissance zu bemerken sind. Sehenswert sind im Dominneren vor allem die Goldene Kapelle - das Mausoleum von Mieszko I. und Bolesław Chrobry, der gotische Hauptaltar und die Rotgussgrabplatten aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die teilweise aus der Nürnberger Werkstatt der Vichner stammen. Im unterirdischen Gewölbe kann man dieältesten Reste des Doms, aus vorromanischen und romanischen Zeiten besichtigen: Teile der Mauern, des Taufbeckens und der Grabstätten der ersten Herrscher.

 

 

In unmittelbarer Nachbarschaft des Doms steht die gotische Marienkirche, die im 15. Jahrhundert an der Stelle der ehemaligen Fürstenresidenz errichtet wurde. In der Ostwand der Kirche ist ein Stein mit charakteristischen Einkerbungen eingemauert - der Volksmund erzählt, dass die Einkerbungen von den Schwerten stammen, mit denen der Stein angeschlagen wurde, bevor die polnischen Ritter in den Kampf zogen. Die Schirmherrin der Kirche - Maria - sollte sie beim Kampf schützen. Der Stein wird auch als Teufelsstein bezeichnet - eine andere Version der der Sage erzählt, dass der Teufel angeblich die Kirche aus dem Boden reißen wollte, wobei er die tiefen Spuren seiner Krallen auf dem Stein hinterließ.

 

 

 

Vom Platz vor der Kathedrale gehen wir in die Richtung der nach Norden führenden Lubrańskiego Strasse. Auf der rechten Seite erhebt sich ein imposantes Backsteingebäude. Es ist die ehemalige Lubrański-Akademie, die im 16. Jahrhundert vom Bischof Jan Lubrański gegründet wurde. Es war die erste Schule in Polen, in der im Geiste des Humanismus der Renaissance unterrichtet wurde - und die erste Hochschule in Poznań. Heute ist das Gebäude Sitz des Erzdiözesenmuseums. Die Dauerausstellung präsentiert vor allem sakrale historische Objekte aus ganz Großpolen. Interessantestes Exponat ist das sog. Schwert des hl. Peter. Eine Sage erzählt, dass der Apostel mit ebendiesem Schwert dem Diener des Hohenpriesters im Garten Getsemani das Ohr abgeschnitten haben soll, als Christi gefangen genommen wurde. Das Schwert hat Bischof Jordan hierher gebracht.

 

Vor dem Museum steht das Denkmal von Jan Kochanowski, das 1884 zum 300. Todestag des Dichters enthüllt wurde. Da die Preußen keine Genehmigung für ein Denkmal eines polnischen Dichters erteilen wollten, gilt das Denkmal dem Propst, also dem Leiter der für äußere Angelegenheiten am Poznańer Domkapitel. Kochanowski soll dieses Amt von 1564-74 innegehabt haben, obwohl alles dafür zeugt, dass er niemals in Poznań gewesen ist.

 

Vom Denkmal gehen wir nach rechts, zur Strasse Ignacego Posadzego und gelangen zum Brückenkopf der Dominsel-Schleuse, einem Überbleibsel der preußischen Befestigung aus dem 19. Jahrhundert. Von hier richten wir uns wieder nach rechts und sehen erneut den Dom, an dem wir uns nach links begeben - zur 2007 gebauten Brücke des Bischofs Jordan, die nach Śródka führt.

Śródka war einst eine Siedlung der Fürsten, ihr Name stammt von der Bezeichnung des Wochentags Środa (Mittwoch). An diesem Tag fand hier immer der Wochenmarkt statt. Seit dem 13. Jahrhundert besaß Śródka eine Selbstverwaltung und ab dem 15. Jahrhundert Stadtrechte. 1800 wurde der Stadtteil, ähnlich wie die Dominsel, der Stadt Poznań einverleibt.

 

Über die Strasse Ostrówek, die einst eine selbständige - die kleinste Stadt der Polnischen Krone - war, kommen wir zum Markt in Śródka, dem wichtigsten Platz dieses Stadtteils. Ein großer Teil dieses Marktes wurde zunächst während des Krieges und dann in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts beim Bau der Verkehrsader Trasa Chwaliszewska und der Strasse zerstört. Am Markt stehen u.a. auch die Kirche St. Margarethe aus dem 16. Jahrhundert und das Philippiner-Kloster aus dem 18. Jahrhundert.

 

Vom Markt in Śródka begeben wir uns Richtung des Straßenkreisels Śródka. Durch die Straßenunterführung kommen wir zur Kirche des hl. Johannes von Jerusalem hinter den Mauern. Es ist eines der ältesten Backsteinbauwerke in Polen, es stammt aus der Wende des 12. und 13. Jahrhunderts. Die erste Kirche an dieser Stelle stiftete Mieszko III. der Alte und übergab sie, zusammen mit dem Hospiz und den dazugehörigen Grundstücken dem Johanniter-Ritterorden, der sich der Reisenden annahm. Die Bezeichnung "hinter den Mauern" bezieht sich auf die ehemalige Lage der Kirche, die sich außerhalb der damaligen Stadtbefestigung befand.

Mit dem Orden sind die Bezeichnungen "Komandoria" (Komturei - die Gebiete der dem Orden übergebenen Siedlung) und "Malta" verknüpft (die Grundstücke, die den Johannitern übergeben wurden, damit sie das Hospiz betreiben können). Als "Komandoria" wurde das Verwaltungsgebiet des Ordens bezeichnet. Die Poznańer "Komandoria" hat die längste Geschichte in Polen, es gab sie bis 1832. Die Bezeichnung "Malta" stammt von den Malteser Kavalieren, die sich im 16. Jahrhundert als Johanniter auf dem Gelände an der Kirche des hl. Johannes von Jerusalem ansiedelten.

Poznań in Bocuse d'Or 2020

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